Die pure Form

Die pure Form (Abbildung)

„SPIGOLOSA" – „Kantig“ ist die Formensprache von Lamborghini. Die Keilform verbindet generationenübergreifend die Sportwagen aus Sant’Agata Bolognese.

Ein Lamborghini ist ein Lamborghini: gestern, heute, morgen. Was sich hinter der strengen Geometrie italienischer Formensprache verbirgt und was sie mit einem Raubtier gemeinsam hat, erläutert Filippo Perini, Design-Chef des Sportwagenherstellers.

Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. Die Zeit, die beim Lesen dieser drei Zahlen verstreicht, genügt einem Lamborghini Huracán1, um auf mehr als 100 km/h zu beschleunigen. Und wie lange braucht er, um wieder auf null zu bremsen? Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. In rund fünf Sekunden von null auf 100 und zurück. Und jetzt bitte noch ein paar Kurven und Hügel. Das ist Achterbahn. Man könnte auch sagen: Lamborghini gehört zu den härtesten Fahrgeschäften der Welt. Und das seit 50 Jahren. Radikal, kompromisslos, extrovertiert.

Im Firmenmuseum in Sant’Agata Bolognese, der Heimat des italienischen Extrem-Sportwagens, reiht sich Ikone an Ikone. So auch ein Countach, Baujahr 1974. „Spigolosa“, italienisch für „kantig“, nennt Design-Direktor Filippo Perini die traditionelle Formensprache der Marke, die schon beim Modell aus den 70er-Jahren gut sichtbar ist. Der Keil ist die Konstante in der Geschichte des Lamborghini Designs. Die prägnante Form signalisiert dem Betrachter: Die Vergangenheit ist passé, die Zukunft eine lange, gerade Piste. Anfang 2014 schiebt sich der neue Lamborghini Huracán ganz im Geiste seiner automobilen Vorfahren unter den Wind.

„Schönheit funktioniert immer.“

Filippo Perini, Design-Direktor Lamborghini

Doch Keil ist nicht gleich Keil. Countach und Huracán – jeder für sich ist eine Design-Preziose mit charakteristischem Volumen und einer straff darüber gespannten Haut. Die Proportionen und die weit außen stehenden Räder signalisieren Speed, Stärke und Stabilität zugleich. „Ein Lamborghini saugt sich beim Fahren förmlich an den Boden“, erklärt Perini.

Fragen nach der Design-DNA von Lamborghini beantwortet er am liebsten mit dem Zeichenstift und einem Stück Papier. Eine Serviette tut’s auch. „Schönheit funktioniert immer“, sagt Perini und skizziert einen Albatros, einen Gepard und einen Hai. „In ihrer Körperform manifestieren sich die physikalischen Gesetze“, erklärt er. „Diese Wildtiere sind ergonomisch, sie sind schön und sie funktionieren perfekt.“ Der Mensch erkenne instinktiv, ob ein Tier schnell, wendig, aggressiv oder bedrohlich sei. Diese Wahrnehmung ist als Überlebensstrategie im menschlichen Erbgut eingespeichert worden. „Deshalb gibt es auch beim Anblick eines Lamborghini keine Missverständnisse.“ Weder beim Countach noch beim Huracán.

LAMBORGHINI COUNTACH

Eine Design-Preziose, Baujahr 1974: scharfe Konturen, kompromisslose Keilform, nach oben öffnende Scherentüren.

Lamborghini Countach (Foto)
LAMBORGHINI HURACÁN

Kraftvolle Designsprache mit unverwechselbarer Silhouette: Die als Hexagone geformten Fenster prägen das Seitenprofil.

Lamborghini Hurcán (Foto)

1 Lamborghini Huracán 449 kW Kraftstoffverbrauch in l/100 km innerorts 17,8 / außerorts 9,4 / kombiniert 12,5; CO2-Emissionen in g/km 290.

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Dirk Maxeiner