Risiken und Chancen

In diesem Abschnitt stellen wir die einzelnen Risiken und Chancen dar, die wir in Kategorien zusammengefasst haben. Sofern nicht explizit erwähnt, ergaben sich hinsichtlich der Einzelrisiken und Chancen im Vergleich zum Vorjahr keine wesentlichen Änderungen.

Mit Hilfe von Wettbewerbs- und Umfeldanalysen sowie Marktbeobachtungen erfassen wir nicht nur Risiken, sondern auch Chancen, die sich positiv auf die Gestaltung unserer Produkte, die Effizienz ihrer Produktion, ihren Erfolg am Markt und unsere Kostenstruktur auswirken. Risiken und Chancen, von denen wir erwarten, dass sie eintreten, haben wir in unserer Mittelfristplanung und unserer Prognose bereits berücksichtigt. Im Folgenden berichten wir daher über interne und externe Entwicklungen als Risiken und Chancen, die zu einer negativen beziehungsweise positiven Abweichung unserer Prognose führen können.

Gesamtwirtschaftliche Risiken und Chancen

Risiken für eine Fortsetzung des Weltwirtschaftswachstums sehen wir derzeit vor allem in den weiterhin bestehenden strukturellen Defiziten der entwickelten Volkswirtschaften. Zu nennen sind hier insbesondere die offenen Fragen zur wirtschaftlichen und institutionellen Stabilisierung im Euroraum sowie die ungelöste Verschuldungsproblematik in zahlreichen Industrieländern. Im Euroraum wirkt auch die Situation vieler Finanzinstitute, deren Stabilität und Krisenfestigkeit weiterhin zweifelhaft sind, einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung entgegen.

Das Wachstum vieler Schwellenländer wird ebenfalls von strukturellen Defiziten gefährdet. Überschuldung, Abhängigkeit von Kapitalimporten, gewaltsame Auseinandersetzungen oder Korruption sind einige wesentliche Gefahren für die weitere Entwicklung dieser Länder.

Aufgrund zunehmender weltwirtschaftlicher Verflechtungen wirken sich Wachstumsrückgänge in wichtigen Staaten und Regionen oft unmittelbar auf die Weltkonjunktur aus und stellen somit ein zentrales Risiko dar. Insbesondere die Entwicklung in den großen Volkswirtschaften Europas, USA und China ist für das globale Wachstum von Bedeutung.

Geopolitische Risiken bestehen vor allem aufgrund der angespannten Lage im Nahen Osten und in Nordafrika; sie können sich negativ auf die globalen Energie- und Rohstoffpreise auswirken. Darüber hinaus stellt eine Vielzahl territorial beschränkter Konfliktherde eine Gefahr für die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften, aber auch ganzer Regionen dar.

Insgesamt schätzen wir die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession als gering ein. Aufgrund der aufgeführten Risikofaktoren ist jedoch ein Rückgang des Weltwirtschaftswachstums oder eine Phase mit unterdurchschnittlichen Zuwachsraten nicht auszuschließen.

Aus dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld können sich für den Volkswagen Konzern auch Chancen ergeben, falls die tatsächliche Entwicklung positiv von der erwarteten abweicht.

Branchenrisiken und Marktchancen

Mit Blick auf die weltweite Entwicklung der Pkw- und Nutzfahrzeugnachfrage sind die Wachstumsmärkte in Asien, Südamerika sowie Zentral- und Osteuropa von besonderer Bedeutung für den Volkswagen Konzern. Diese Märkte haben ein großes Potenzial, allerdings erschweren die Rahmenbedingungen in einigen Ländern dieser Regionen eine Steigerung der dortigen Absatzzahlen. Beispiele hierfür sind hohe Zollbarrieren oder Mindestanforderungen hinsichtlich des Anteils der lokalen Fertigung. Nachdem bereits unter anderem in Peking die Zulassungsquote reduziert wurde, könnten künftig auch in weiteren chinesischen Ballungsgebieten Zulassungsbeschränkungen in Kraft treten. Weiterhin könnte eine mögliche Abkühlung der Weltkonjunktur das Vertrauen der Verbraucher in einigen dieser Länder negativ beeinflussen. Darüber hinaus können wir nicht vollständig ausschließen, dass Gütertransporte vom Lkw auf andere Verkehrsmittel verlagert werden und dass in der Folge die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen des Konzerns sinkt.

Gleichzeitig bestehen über die aktuelle Planung hinaus Chancen aus einem – sollten die wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen dies zulassen – schnelleren Wachstum der aufstrebenden Märkte mit aktuell noch niedrigen Motorisierungsraten. Die in Krisenzeiten aufgestaute Nachfrage in etablierten Märkten könnte dort ebenfalls zu einer stärkeren Erholung dieser Märkte führen, sollte sich das wirtschaftliche Umfeld rascher entspannen.

Eine besondere Herausforderung für den Volkswagen Konzern als Anbieter von Volumen- und Premiummodellen ist der Preisdruck auf den etablierten Automobilmärkten infolge der hohen Marktabdeckung. Durch die weiterhin angespannte Weltwirtschaftslage ist künftig mit einem unverändert hohen Wettbewerbsdruck zu rechnen. Einzelne Hersteller werden mit Verkaufsfördermaßnahmen reagieren, um ihre Absatzziele zu erreichen, und damit die gesamte Branche – vor allem in Westeuropa, USA und China – weiter unter Druck setzen.

Westeuropa ist einer unserer Hauptabsatzmärkte. Ein konjunkturbedingter Preisverfall im Zuge eines Nachfragerückgangs in dieser Region würde das Ergebnis des Unternehmens in besonderem Maße belasten. Mit einer klaren, kundenorientierten und innovativen Produkt- und Preispolitik treten wir diesem Risiko entgegen. Außerhalb Westeuropas ist das Auslieferungsvolumen weltweit breit gestreut. Ein steigender Anteil entfällt auf den chinesischen Markt. In zahlreichen bestehenden und sich entwickelnden Märkten sind wir entweder bereits stark vertreten oder arbeiten zielstrebig darauf hin. Mit Hilfe strategischer Partnerschaften erhöhen wir darüber hinaus unsere Präsenz in diesen Ländern und Regionen und werden den dortigen Anforderungen gerecht.

Im Geschäftsjahr 2013 trübte sich das Klima der Weltwirtschaft spürbar ein. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben – beispielsweise ein effizientes Lagermanagement und ein wirtschaftliches Händlernetz – sind für unsere Handels- und Vertriebsgesellschaften erheblich. Diese begegnen den Herausforderungen mit entsprechenden Maßnahmen. Die Finanzierung der Geschäftstätigkeit über Bankkredite bleibt jedoch schwierig. Über unsere Finanzdienstleistungsgesellschaften bieten wir den Händlern attraktive Finanzierungsmöglichkeiten an, um ihre Geschäftsmodelle zu stärken und das Betriebsrisiko zu reduzieren. Wir haben ein umfassendes Liquiditätsrisikomanagement installiert, um händlerseitigen Liquiditätsengpässen, die den Geschäftsablauf behindern könnten, rechtzeitig entgegenzuwirken.

Kredite zur Fahrzeugfinanzierung vergeben wir unverändert nach den bisher angewandten vorsichtigen Grundsätzen unter Berücksichtigung bankenaufsichtsrechtlicher Vorschriften im Sinne des § 25a Abs. 1 KWG.

Aus zwei Gründen kann Volkswagen in Anschlussmärkten einem erhöhten Wettbewerb ausgesetzt sein: erstens aufgrund der Regelungen der neuen Gruppenfreistellungsverordnungen, die für den Bereich After Sales seit Juni 2010 gelten, und zweitens durch die in der EU-Verordnung Nr. 566/2011 vom 8. Juni 2011 enthaltenen Erweiterungen bezüglich des Zugangs unabhängiger Marktteilnehmer zu technischen Informationen.

Die Europäische Kommission plant, den Designschutz für sichtbare Fahrzeugteile aufzuheben. Das könnte sich negativ auf das Originalteilegeschäft des Volkswagen Konzerns auswirken, sollte das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden.

Nachfolgend stellen wir die Marktchancen für den Volkswagen Konzern dar. Dabei sehen wir die größten Wachstumspotenziale auf den Märkten der Region Asien-Pazifik sowie in Nordamerika.

China

China, der größte Markt der Region Asien-Pazifik, setzte sein Marktwachstum 2013 fort. Hier wird die Nachfrage nach Fahrzeugen wegen des Bedarfs an individueller Mobilität auch in den nächsten Jahren weiter steigen. Voraussichtlich wird sich dieses Wachstum jedoch von den großen Metropolen an der Küste ins Landesinnere verlagern. Wir erweitern laufend unsere Produktpalette mit speziell für diesen Markt entwickelten Modellen, um an den erheblichen Chancen dieses Marktes teilhaben und unsere starke Marktposition in China dauerhaft verteidigen zu können. Mit zusätzlichen Fertigungsstätten bauen wir unsere Produktionskapazitäten in diesem wachsenden Markt weiter aus.

Indien

Im Geschäftsjahr 2013 war in Indien das Marktvolumen aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen geringer als im Vorjahr. Insbesondere die hohe Inflation und gestiegene Treibstoffpreise beeinträchtigten die Nachfrage. Wir gehen aber davon aus, dass sie sich in den kommenden Jahren stabilisieren wird. In diesem schwierigen Umfeld konsolidiert der Konzern derzeit seine Aktivitäten. Trotz der aktuellen Situation bleibt Indien ein strategisch wichtiger Zukunftsmarkt für den Konzern.

ASEAN

Die Automobilmärkte im Wirtschaftsraum ASEAN weisen insgesamt ein großes Wachstumspotenzial auf. Der Volkswagen Konzern arbeitet schrittweise an der nachhaltigen Erschließung dieser Märkte. Aufgrund der hohen Preissensitivität ist eine lokale Fertigung in dieser Region die Voraussetzung für ein wettbewerbsfähiges Angebot. Neben dem Passat produzieren wir seit 2013 zusätzlich die Modelle Polo Kurz- und Stufenheck sowie den Jetta. Des Weiteren untersuchen und bewerten wir Möglichkeiten einer lokalen Fahrzeugmontage in zusätzlichen Ländern dieser Region. Unabhängig davon arbeiten wir intensiv an der Verbesserung der lokalen Vertriebsstrukturen.

Nordamerika

Die Regierungskrise in den USA hatte 2013 relativ geringe Auswirkungen auf den Fahrzeugmarkt. Der Nachholbedarf sowie verfügbare Autokredite trieben den Gesamtmarkt 2013 trotz der politischen Unsicherheit über den Wert des Vorjahres. Für 2014 erwarten wir, dass sich der Wachstumstrend mit abgeschwächter Dynamik fortsetzt. In Kanada und Mexiko war das Marktwachstum 2013 moderat; es wird sich 2014 voraussichtlich fortsetzen. Nordamerika bleibt eine der Wachstumsregionen für den Volkswagen Konzern. In den USA verfolgen wir konsequent die Strategie, zu einem vollwertigen Volumenanbieter aufzusteigen. Mit dem Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten in der Region für die Fertigung der Modelle Golf und Audi Q5 sowie mit einem Motorenwerk können wir in Zukunft den Markt besser bedienen. Daneben arbeiten wir intensiv daran, in den USA weitere, speziell für den Markt entwickelte Produkte anbieten zu können, wie beispielsweise einen großen SUV.

Brasilien

Die brasilianische Regierung stützte 2012 die lokale Industrie, einschließlich der Automobilindustrie, mit Steuererleichterungen. Diese Unterstützung wurde im Januar 2013 teilweise zurückgenommen, was die Entwicklung des Automobilmarktes bremste. Die Marktentwicklung wurde im ersten Halbjahr zudem von steigenden Zinsen und einer anziehenden Inflation beeinflusst. Um einen weiteren Rückgang des brasilianischen Gesamtmarktes zu verhindern, werden diese Steuererleichterungen in abgeschwächter Form in 2014 vorerst fortgesetzt. Mit der wachsenden Zahl lokal produzierender Automobilhersteller hat die Preis- und Wettbewerbsintensität stark zugenommen. Für den Volkswagen Konzern spielt der brasilianische Markt eine wichtige Rolle. Um unsere Wettbewerbsposition hier zu stärken, bieten wir speziell für diesen Markt entwickelte und lokal produzierte Fahrzeuge an, wie zum Beispiel den Gol oder den Fox.

Russland

Wir erwarten weiterhin, dass Russland das Potenzial hat, sich zu einem der größten Automobilmärkte der Welt zu entwickeln. Eine hohe Abhängigkeit von den derzeit stagnierenden Öleinnahmen verlangsamt allerdings das Wirtschaftswachstum. Das Ende von Kreditsubventionen im Jahr 2014 hemmt die Nachfrage nach Fahrzeugen zusätzlich. Der Markt ist für den Volkswagen Konzern weiterhin von strategischer Bedeutung und wird deshalb intensiv bearbeitet. Neben der lokalen Produktion in Kaluga haben wir mit der Auftragsfertigung bei dem lokalen Hersteller GAZ weitere Kapazitäten aufgebaut, um den Markt besser bedienen zu können. Darüber hinaus prüfen wir zusätzliche Chancen, um unsere Marktposition weiter zu stärken.

Nahost

Trotz des wirtschaftlich und politisch instabilen Umfelds birgt die Region Nahost Wachstumspotenzial. Mit einem Fahrzeugangebot, das auf diesen Markt zugeschnitten ist, nutzen wir unsere Chance, dort nachhaltig zu wachsen, ohne eigene Produktionsstätten zu betreiben. Optimierte Vertriebswege sollen ebenfalls dazu beitragen, unseren Marktanteil zu erhöhen.